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Morgi's Logbuch

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Eintrag #23

25. 07.2007

Barcelona , Spanien

Es dauerte dann noch etwas laenger, bis wir Richtung Mittelmeer starteten, denn im Abstand von 24 Stunden bekamen wir beide eine Erkaeltung. So zerschlagen, wie wir uns fuehlten, wollten wir nicht los und wir ruhten uns bestmoeglichst aus. Fuer Donnerstag, den 28. Juni verordneten wir uns Seeluft und fuhren, immer noch angeschlagen, Richtung Gibraltar.

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Die ersten 4 Tage hatten wir herrlichstes Segeln. Der Wind kam von achtern, die Wellen waren sanft und wir hatten einen Schiebestrom zwischen 0,5 bis 1 kn mit uns. Herb sagte uns immer nur, dass wir weiter Richtung Osten segeln sollen – da wollten wir eh hin. Er sprach auch weiterhin von guten Segelbedingungen, als wir schon ueber Navtex die ersten Sturmwarnungen fuer die Strasse von Gibraltar bekamen. Sie kuendigten einen Oststurm mit Staerke 8 bis 9 an. Mal abgesehen davon, dass das eh eine Menge Wind ist, wenn er uns dann auch noch auf die Nase weht ist ein Weiterkommen unmoeglich. Nach einem Blick auf die Karte entschieden wir uns nach Lagos ( nein, nicht das in Nigeria, sondern in Portugal ) abzulaufen. Der portugisische Norder machte die Umrundung des Cabo Sao Vicente zu einer ziemlichen Qual. Wir hatten bis zu 35 kn Wind, eine entsprechende See von bis zu 5 Metern, und das alles beim Durchqueren des Verkehrstrennunggebiets. Die unzaehligen Cargoschiffe sahen wir in diesen Bedingungen leider sehr schlecht und einer von uns blieb immer am Funk und vor dem Radar sitzen, um rechtzeitig reagieren zu koennen. Als dann aber gleichzeitig 3 von diesen ueber 100 Meter grossen Schiffen auf uns zukamen, waren wir dann doch sehr gestresst. Irgendwie haben wir auch das ueberlebt und als wir das Kap gerundet hatten, nahm der Wind zwar noch weiter an Staerke zu, aber die Welle wurde flach und das Segeln deutlich angenehmer.

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Wir waren etwas traurig darueber, dass das Monument unseres Wettergotts zu broeckeln anfing, entschuldigten es aber damit, dass zur normalen Wetterkueche viele lokale Wettergeschehen dazukamen und er in Kanada nicht alles wissen kann. Ueber die grossen Strecken hat er uns sicher gebracht. Hier haben wir mittles Navtex noch eigene „Augen und Ohren“.

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Andrea und Heinrich von der OINGO BOINGO waren als Leidensgenossen die ganze Zeit in unserer Naehe und erreichten ein paar Stunden vor uns die Marina in Lagos. So konnten sie uns ueber Funk durch die Hafeneinfahrt helfen, denn es war nach Mitternacht und stockdunkel, als wir dort eintrafen. Wir feierten die Ankunft mit kaltem, karibischem Sekt, der in unserem Kuehlschrank auf die passende Gelegenheit gewartet hatte und schliefen dann voellig erschoepft ein. Am naechsten Tag telefonierte Claudia mit ihrer Cousine Nelly. Schon seit der Karibik hatten wir versucht, Plaene fuer ein Treffen zu schmieden, was ueber eine solche Entfernung leider nicht wirklich machbar war. Andrea und Heinrich hatten netterweise ueber Sailmail schon vom Atlantik aus die Nachricht uebermittlen koennen, dass es nichts aus einem Wiedersehen in Marbella wird, sondern wir an die Algarve segeln. Als Claudia also mit Nelly sprach, fiel sie dann doch aus allen Wolken, als sie sagte, dass sie 10 km vor Lagos sind. Auf MORGI sah es so aus, wie es halt aussieht, wenn man uebermuedet nach 6 Tagen auf See nachts in einem Hafen ankommt – furchtbar. Das ganze Deck war salzig und drinnen herrschte noch ein schreckliches Chaos. In Windeseile wurden irgendwelche Dinge in irgendwelche Faecher gestopfft, das Schiff innen und aussen vom Salz befreit und es reichte gerade noch fuer eine Dusche am Steg, als Nelly und ihr Mann Ralf uns schon entgegeneilten. Sie hatten es geschafft, unseren Liegeplatz ausfindig zu machen und auf den abgeschlossenen Steg zu kommen. Wir freuten uns enorm, die Beiden nach so langer Zeit zu sehen und Claudia brauchte eine Zeit, bis sie aufhoerte, wie ein Honigkuchenpferd zu grinsen. Nelly und Ralf hatten kurzentschlossen ihre Reiseplaene geaendert und waren nach Portugal gefahren, obwohl nur eine Spanienreise geplant war.

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Gemeinsam durchstreiften wir die Stadt, kauften jede Menge leckere Sachen ein und zauberten ein grossartiges Essen auf den Tisch. Der Abend endete sehr spaet, wie auch alle folgenden, denn sie hatten nur 4 Tage Zeit mitgebracht. Nach dem Ausschlafen gingen wir zum Strand um endlich mal wieder unseren Teint in Ordnung zu bringen. Es gab immens viel zu erzaehlen und Ralf brachte uns mit allem, was in Deutschland fuer uns wichtig ist, auf das Laufende. Waehrend unserer gemeinsamen Zeit besichtigten wir noch ein paar Grotten , sonnten uns, versuchten hier schwimmen zu gehen. Claudia und Nelly war das aber viel zu kalt, Ralf und Edgar waren da viel tapferer.

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In der Naehe des Fischereihafens fanden wir eine urige Garagen-Kneipe, die fuer wenig Geld Fisch satt anbot. Den letzten gemeinsamen Abend assen wir dort und am Sonntag hiess es leider wieder Abschied nehmen. Vielen Dank Euch Beiden fuer die viele Muehe, zu uns zu kommen, es war wunderschoen, dass Ihr da wart. Wir warteten noch 2 weitere Tage auf die versprochene Winddrehung auf West und starteten dann zu einem erneuten Versuch, durch die Strasse von Gibraltar zu kommen. Nach schoenen 20 und anstrengenden 10 Stunden erreichten wir Puerto Sherry, auf der gegenueberliegenden Seite in der Bucht von Cadiz. Es war nicht mehr moeglich gewesen, den Kurs weiter zu halten und so drehten wir halt wieder einmal ab.

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Mit einer Schnellfaehre kommt man bequem nach Cadiz und wir sahen uns einen Tag lang die maurisch gepraegte Stadt mit ihren engen Gaesschen an. Nach einem Ruhetag an Bord – der Wind war immer noch zu stark und zu oestlich – starteten wir am 16. Juli zum 3. Versuch ins Mittelmeer zu kommen. Wir errechneten uns den richtigen Zeitpunkt, um bei Hochwasser in der Strasse von Gibraltar zu sein. Bei Niedrigwasser haetten wir jede Menge Gegenstroemung gehabt, was die Durchfahrt durch das stark frequentierte Verkehrstrennungsgebiet zu einer Qual gemacht haette. Aber wir hatten Glueck, und gegen 17:00 Uhr Ortszeit erreichten wir die Meeresenge.Dort hatten wir 3kn Strom mit uns und auch noch lange genuegend Licht um diese Strecke zu bewaltigen.

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Schon kurz vor der engsten Passage schoben uns Wind, Tide und Strom mit ueber 9 kn Speed ins Mittelmeer. Das Wasser „kochte“ richtig um uns herum. Stroemung, Tide und die enge Passage zwischen Afrika und Europa machten das Wasser sehr unruhig. Wir hatten ein persoenliches Empfangskomitee. Eine riesig grosse Delphinschule schwamm um MORGI’s Bug herum und zeigte alle moeglichen Kunststuecke, wie vorwaerts oder rueckwaerts aus dem Wasser springen, Saltos in absolut jede Richtung, auf der Schwanzflosse laufen. Es haette nur noch gefehlt, dass sie Blumenketten ueberreichen. Aber es waren halt doch wilde Tiere und keine trainierten aus der Delphinshow. Um 18:30 waren wir dann im Mittelmmer angekommen und feierten das auch mit einem guten Glas Portwein. 5 Tage und Naechte konnten wir ununterbrochen weitersegeln, teils mit Motorunterstuetzung, teils mit Blister und kamen gut voran. Am 19.7. um 10:49 Uhr ueberfuhren wir den Nullmeridian, ab jetzt sind wir wieder auf Ost – Laenge. Am Freitag verschlechterte sich das Wetter immer mehr und wir konnten nicht laenger Kurs Barcelona anlegen. Um nicht zuviel Seeraum zu verschenken, kaempften wir uns hoch am Wind bis San Carlos de la Rapita durch. So eine kurze, steile Mittelmeerwelle ist ueberhaupt nicht nach unserem Geschmack. Wir liessen den Abend nach stundenlangem warmen Duschen auf unsere verkrampften Muskeln in einer Tapasbar ausklingen und schliefen erst mal richtig aus. Der Wind sollte erst am Sonntag wieder besser werden, also hatten wir etwas Zeit, unsere MORGI nach den vielen Meilen zu warten. Es war extrem aergerlich, nach ueber 500 sm die letzten 90 sm bis Barcelona nicht mehr schaffen zu koennen; aber so ist halt das Mittelmeer. Von diesem Ort laesst sich nicht viel berichten, suedlich des Ebro-Deltas gelegen versprueht er mit seiner riesigen Zementfabrik nicht wirklich viel Charme. Das Internet funktionierte in der ganzen Stadt nicht und die Frau in der Tourismus-Informationszentrale sprach nur spanisch. Am Sonntag um 12:00 Uhr warfen wir die Leinen los und kamen diesesmal ohne Probleme nach einer ruhigen Nacht in Barcelona an. Das anstrengende an allen durchsegelten Mittelmeernaechten waren die immens vielen Boote, die uns um die Ohren fuhren, was haeufige Kurskorrekturen mit sich brachte.

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Seit Montag 8:30 Uhr liegen wir in Port Vell, in Barcelona, unserem Lieblingshafen in unserer europaeischen Lieblingsstadt. Im Moment sind wir noch etwas von den Menschenmassen ueberfordert und sind abends immer froh, uns auf unsere „Ruheinsel“ zurueckziehen zu koennen. Es gibt hier mehr deutsche Stimmen, als vermutlich im Moment in Freiburg. Edgar war dann aber doch uebberrascht gewesen, persoenlich angesprochen zu werden. Meike und Jan, Bekannte aus Kiel waren per Zufall zur gleichen Zeit am gleichen Ort und nach einem Sundowner auf der MORGI ging es gemeinsam in eine leckere Pizzaria.

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Eintrag #24

25. 07.2007

16.09.2007, auf dem Trockenen

Port Saint Louis, Frankreich

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Zunaechst segelten wir nach Ampuriabrava, unserem ehemaligem Heimathafen. Dort begann vor 2 Jahren unsere Reise. Wir freuten uns schon darauf, unsere ehemaligen Liegeplatznachbarn wiederzusehen. Unser Freund Bernhard war zufaellig zur gleichen Zeit auf seinem Boot und hatte uns bereits einen Liegeplatz organisiert. Um 4:00 Uhr morgens liefen wir ein und trotz der fruehen Stunde gab es ein grosses „Hallo“. Wir hatten ueber die Toppen geflaggt und auch fuer uns sah es beeindruckend aus, die Flaggen aller auf unserer Reise besuchten Laender auf der MORGI im Wind wehen zu sehen. Nach dem Ausschlafen begruessten wir die Seglergemeinde und luden sie zu einem improvisiertem Hafenfest ein. Wir organisierten verschiedene Tapas und Getraenke, unsere Freunde kuemmerten sich um Sitzmoeglichkeiten und Edgar braute einen grossen Topf Painkiller. Es wurde ein wundervoller Abend mit vielen Geschichten. Die Zeit in Ampuriabrava verging wie im Flug. Mit Fahrraedern erkundeten wir die bekannte Umgebung und bekamen schon ein paar heimatliche Gefuehle.

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Hier im Mittelmeer war es einfacher geworden, uns zu besuchen und so kam zunaechst Claudia’s Bruder Thomas an Bord. Mit ihm segelten wir nach Sete. Das ging leider nicht so problemlos, wie wir dachten, denn oft mussten wir wegen Mistral in geschuetzten Haefen auf Wetterbesserung warten. Nach 12 Tagen fuhr er wieder nach Hause und kurz darauf trafen wir uns mit unseren Freunden Doris und Klaus mit Patenkind Paul in Les Saintes Maries de la Mer. Sie waren mit dem Wohnwagen unterwegs und wir verbrachten 2 grossartige Tage mit ihnen.

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In Suedfrankreich war es um diese Zeit recht anstrengend. Im August macht offensichtlich jeder Franzose und mindestens die Haelfte der anderen Europaer Urlaub am Mittelmeer und dementsprechend uebervoll waren die „verschlafenen“ Fischerdoerfchen. Weiter ging es Richtung Osten. Zunaechst machten wir einen kurzen Stopp in Port Saint Louis – unserem zukuenftigem Heimathafen – um den Krantermin bestaetigen zu lassen. Dann segelten wir entlang der Calanque Kueste, wo uns leider wieder ein Mistral aus der Ankerbucht vertrieb. Ein paar Tage waren wir auf den Ile de Hyeres bevor uns wieder ein Mistral nach Toulon brachte. Ueber Marseille ging es dann zurueck nach Port Saint Louis, ihr wisst es schon, wieder mit Mistral. 4 Tage lagen wir in der Stadtmarina und begannen schon einmal damit, MORGI winterfest zu machen. Die Segel wurden abgeschlagen, das Dinghie geputzt und verstaut, ebenso alle Schoten, Festmacher etc. vom Salz befreit, getrocknet und sicher verstaut.

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Der Krantermin am 10.9. war puenktlich um 9:00 Uhr. Die Krancrew war jung und angenehm entspannt. Nichts ist schlimmer, als einen hektisch/hysterischen Kranfahrer zu haben, bei dem man es mit der Angst bekommt, dass unser Schiff durch die Gurte des Travelliftes rutscht. Hier lief das gluecklicherweise sehr ruhig ab und bald stand MORGI gut und sicher aufgepallt auf dem Trockenen. Den Hochdruckreiniger konnten wir leihen und in ueber 2 Stunden harter Arbeit hatte Edgar das komplette Schiff von oben bis unten gereinigt. Das erspart uns spaeter beim Schleifen ein Menge Arbeit. Wir waren positiv ueberrascht gewesen, wie wenig Bewuchs wir am Unterwasserschiff haben. Das geheime Elexier, das uns ein Fischer aus Trinidad gab, hat wirklich funktioniert. Wir fanden 3 tote Seepocken, ansonsten war es absolut sauber.

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Weiter ging es mit ab- bzw. aufraeumen, um MORGI gut ueber den Winter zu bringen. Andi, der uns beim Beginn unserer Reise auf dem Atlantik begleitete wird uns mit seinem Auto abholen und nach Hause bringen. Uns faellt der Abschied von diesem Leben nicht wirklich leicht und wir haben das Gefuehl, dass ein Teil von uns noch auf der anderen Seite geblieben ist. Wir sind gespannt, was in Deutschland auf uns zukommt und wie sehr wir uns veraendert haben. Es waere schoen, wenn wir etwas von der karibischen Gelassenheit mit in unser neues/altes Leben zu Hause hinueber retten koennen.

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Vielen Dank an alle, die unsere Reise begleitet haben.


Hier noch etwas Statistik:

In den 2 Jahren sind wir insgesamt 13353 sm gesegelt.

Davon waren es: 1671 sm im Mittelmeer, 8581 sm im Atlantik 3101 sm in der Karibik


Waehrend der gesamten Strecke gab es nur minimalen Bruch ( ein Block und die Membran der Dieselfoerderpumpe !!!! ) . MORGI hat sich als Fahrtenschiff absolut bewaehrt und wir hatten immer das Gefuehl ein sehr sicheres Boot zu segeln.

Wir hoeren das Meer immer noch rauschen.

Ende Eintrag #24




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